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Anleihe der Enespa AG – klimaschonendes Öl aus Müll erzeugen?
Die Enespa AG aus Liechtenstein plant, mittelbar in eine Fabrik in Sachsen zu investieren, in der aus Restkunststoffen Energie erzeugt werden soll. Um den Kauf von Maschinen und Anlagentechnologie zu finanzieren, bietet Enespa eine Anleihe an. Diese hat einen Zins von 4,5 Prozent pro Jahr bei einer Laufzeit von noch rund 3,5 Jahren. Ist der Zinssatz angemessen?
Der vorliegende Wertpapierprospekt wurde von der Finanzmarktaufsicht Liechtenstein am 31. August 2020 gebilligt. Bei der von der Enespa AG (Emittentin) begebenen Anleihe handelt es sich um Inhaber-Schuldverschreibungen. Diese dürfen laut Prospekt Anlegerinnen und Anleger mit Sitz oder Wohnsitz in der Schweiz, in Deutschland und in Liechtenstein zeichnen. Die Mindestzeichnungssumme beträgt 1.000 Schweizer Franken (CHF; umgerechnet etwa 906 Euro). Das Emissionsvolumen beträgt bis zu 10 Millionen CHF.
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Die Laufzeit der Anleihe endet am 10. September 2024. Die Emittentin ist laut Prospekt berechtigt, die Anleihe nach freiem Ermessen ganz oder teilweise jederzeit vorzeitig zurückzuzahlen. Die Anleihe ist laut Prospekt nicht zum Handel an der Börse zugelassen, eine Börsenzulassung ist nicht geplant.
Junge Emittentin
Die Anleiheemittentin Enespa AG mit Sitz in Balzers in Liechtenstein wurde laut Prospekt am 23. Juni 2020 gegründet. Sie verfügt laut Prospekt über ein voll einbezahltes Grundkapital von 50.000 CHF. Die Muttergesellschaft der Emittentin ist die Enespa AG in Appenzell in der Schweiz. Die Muttergesellschaft wurde laut Prospekt 2004 gegründet. Sie hat laut Jahresabschluss 2019 eine Bilanzsumme von rund 1,3 Millionen CHF. Der Jahresverlust der Muttergesellschaft betrug laut Prospekt 2019 rund 630.000 CHF. Für das Geschäftsjahr 2018 lag ihr Jahresverlust bei rund 2,24 Millionen CHF.
Laut Prospekt ist die Emittentin innerhalb der Enespa-Gruppe für die „Darstellung von verschiedenen Finanzierungmodellen“ zuständig. Der Emissionserlös der Anleihe soll laut Prospekt als Darlehen zur deutschen Spatrol Spreetal GmbH fließen, die in der Enespa‐Gruppe der Betreiber der Maschinen und Anlagen ist. Das Geld werde verwendet, um die Maschinen und Anlagentechnologie zu kaufen, mit der dann der Plastikabfall zu Paraffinöl verarbeitet werden soll. Die daraus resultierenden Gewinne oder Resultate sollen laut Prospekt für die Bedienung der Anleihe und die Rückzahlung der Darlehen verwendet werden. Die Spatrol Spreetal GmbH wurde im Oktober 2020 in Enespa GmbH Deutschland umbenannt.
Technologie
Enespa hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, die Ressource Müll effizient zu nutzen und so umzuwandeln, dass daraus Rohöl entsteht. Dabei setzt das Unternehmen nach eigenen Angaben auf innovative und umweltfreundliche Verfahren. So habe die Firma ein Verfahren zur Herstellung von klimaschonenden Ersatzbrennstoffen aus Plastikabfällen entwickelt. Das Thermolyse‐Verfahren wurde laut Prospekt entwickelt, um aus Restkunststoffen Energie zu erzeugen. Als Ergebnis dieses Vorganges entstehe das schwefelarme Spatrol-Produktöl, das als Rohstoff zur Gewinnung von Diesel, Benzin und Paraffinöl dienen könne.
Hohe Risiken
Bei der Emittentin der Anleihe handelt es sich um ein junges Unternehmen aus Liechtenstein, welche das einzuwerbende Anleihekapital an ein Unternehmen in Deutschland weiterleiten soll, das eine Fabrik bauen und betreiben will. In der Fabrik soll ein Thermolyseverfahren zum Einsatz kommen. Es bestehen zahlreiche Risiken. Beispielsweise ist es möglich, dass die Fabrik nicht fertiggestellt werden kann oder das Thermolyseverfahren in der Betriebsphase nicht die erwarteten Erträge liefert. Angesichts der hohen Risiken ist der Zinssatz für die Anleihe von 4,5 Prozent pro Jahr nach Einschätzung von ECOreporter gering und nicht angemessen.