Viele Ölunternehmen haben Klimapläne veröffentlicht. Nichtregierungsorganisationen halten von den Inhalten wenig. / Foto: Pixabay / Foto: Pixabay, CC0-Lizenz

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Studie: Ölindustrie versagt kollektiv beim Klimaschutz

Kein einziger Klimaplan der großen Ölfirmen trägt auch nur ansatzweise dazu bei, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad zu begrenzen. Das ist das Fazit des „Big Oil Reality Check“, der diese Woche von Oil Change International (OCI) in Zusammenarbeit mit 30 internationalen Organisation, darunter der deutschen NGO urgewald, veröffentlicht wurde.

Die Studie bewertet die Klimapläne von Öl- und Gasfirmen anhand von zehn Kriterien, die mindestens eingehalten werden müssten, um mit dem Pariser 1,5-Grad-Ziel kompatibel zu sein. Die Bereitschaft, die Öl- und Gasförderung nicht mehr auszuweiten und bis 2030 die Produktion signifikant einzuschränken, sind dabei entscheidende Bedingungen. Laut der OCI-Analyse hat jedes der acht untersuchten Ölunternehmen in diesen Punkten „versagt“ und entweder mit „höchst unzureichend“ oder „unzureichend“ abgeschnitten.

Immer tiefer in die Klimakrise

„Ein Brandstifter, der verspricht, künftig weniger Feuer zu legen, ist immer noch ein Brandstifter“, sagt Kelly Trout, Senior Research Analyst bei Oil Change International. „Während Familien derzeit in den USA und im Rest der Welt vor verheerenden Bränden und Überschwemmungen fliehen, die Folge der Nutzung fossiler Brennstoffe sind, bohren BP, Shell und Total uns weiter in die Klimakrise. Das muss aufhören, bevor sie in Sachen Klimaverantwortung irgendwie glaubwürdig werden können.“

OCI hatte in der Vergangenheit errechnet, dass allein das Verbrennen bereits erschlossener Öl- und Gasreserven das Klima über 1,5 Grad hinaus erhitzen könnte, selbst wenn der globale Kohleverbrauch über Nacht beendet würde.

Auch BP kommt nicht gut weg

Der Ölkonzern BP erhielt vor kurzem gute Presse für angekündigte neue Klimapläne: Das britische Unternehmen hat einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung unternommen und sich als erste Ölfirma dazu verpflichtet, seine Öl- und Gasproduktion bis 2030 einzuschränken. In der neuen OCI-Analyse schneidet BP jedoch ähnlich schlecht ab wie alle anderen untersuchten Ölfirmen. Ein besonderes Problem stellt dabei laut OCI dar, dass BPs Ankündigung die Firmenanteile am russischen Öl-Giganten Rosneft ausspart. Dies würde bedeuten, dass die angekündigte Produktionsreduktion sich auf weniger als 30 Prozent bis 2030 belaufen könnte.

„Ölfirmen reagieren auf öffentlichen Druck, in Sachen Klima ernst zu machen. Ihre Antwort ist jedoch in erster Linie darauf angelegt, ihren Nettogewinn zu schützen“, sagt David Tong, Senior Campaigner bei Oil Change International und führender Autor der Studie. „Ein kritischer Realitätscheck war bitter nötig, um Investoren und die Öffentlichkeit davor zu bewahren, von der Ölindustrie wie seit Jahrzehnten geschehen weiter hinters Licht geführt zu werden.“

„Dieser Bericht macht klar, dass die großen Öl- und Gasfirmen mit ihren Geschäftsmodellen nicht ins Portfolio von klimabewussten Investoren und Banken gehören. Diese Investoren dürfen sich nicht von blumigen Ankündigungen der Öl- und Gasmultis täuschen lassen,“ ergänzt Regine Richter, Energiecampaignerin von urgewald.

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