Angeblich nachhaltige Fonds investieren laut einer Studie unter anderem 98 Millionen Euro in Kohle. / Foto: imago images, Jörg Böthling

  Fonds / ETF

Studie sieht "Greenwashing im großen Stil" bei Fonds und ETFs

In der Fondsbranche stellen viele Anbieter ihre Produkte viel nachhaltiger dar, als sie eigentlich sind. Das ist der Vorwurf einer Studie der gemeinnützigen Organisation Finanzwende Recherche. In vielen Fonds mit sogenanntem ESG-Ansatz stecken Aktien von Unternehmen, die dort eigentlich nichts zu suchen hätten, schreiben die Volkswirtinnen Alison Schultz und Magdalena Senn in ihrer Studie mit dem Namen "Greenwashing im großen Stil“.

ESG steht für die (nicht verbindlich definierte) Leistung in den Kategorien Ökologie (E wie Environment), Soziales (S wie Social) und gute Unternehmensführung (G wie Governance). Für die Studie untersuchten die Autorinnen 314 Fonds mit einem Volumen von etwa 100 Milliarden Euro, die durch das Analyseunternehmen Morningstar als nachhaltig eingestuft wurden. Aus den Daten zum Portfolio errechneten sie, wie viel Geld aus diesen nachhaltigen Fonds in einzelnen Unternehmen steckt.

Viele fragwürdige Investments

Das Ergebnis ist nach eigenen Worten "ein vernichtendes Zeugnis für den Boom grüner Geldanlagen". Laut dem Fazit der Studie wird "vermeintlich nachhaltiges Geld tatsächlich kaum anders angelegt als konventionelles". Als Beobachtungszeitraum diente die Zeitspanne 2019 bis 2021, da seit 2019 besonders massive Zuflüsse in als nachhaltig deklarierte Fonds beobachtet werden können.

Als Beispiel für aus ihrer Sicht fragwürdige Investments nennen die Autorinnen etwa den Technologiekonzern und Onlinehändler Amazon, mit 563 Millionen Euro das am stärksten in den untersuchten Fonds vertretene Unternehmen aus dem Einzelhandel. Der Konzern steht unter anderem wegen seiner Arbeitsbedingungen und seiner ablehnenden Haltung gegenüber Gewerkschaften in der Kritik.

Im Sektor Transport und Energie stecken der Studie zufolge 3 Milliarden Euro in Firmen, die ihr Geld hauptsächlich mit Autos mit Verbrennungsmotoren verdienen. In Elektro- und Wasserstofftechnik seien hingegen nur 340 Millionen Euro investiert.

Auch in der Energie-Branche seien angeblich nachhaltige Fonds und ETFs „überraschend deutlich in der fossilen Welt“ investiert. Fast 2 Milliarden Euro würden demnach in Erdöl und Erdgas stecken, 98 Millionen Euro in Kohleunternehmen. In Erneuerbare Energien seien 828 Millionen Euro investiert.

ECOreporter hat immer wieder festgestellt, dass es deutliche Qualitätsunterschiede bei Fonds und ETFs gibt, die als nachhaltig beworben werden. Gerade bei ETFs ist Greenwashing ein beständiges Problem.

Einen umfangreichen Überblick zu wirklich grünen Fonds bietet Ihnen das ECOreporter-Dossier Nachhaltige Fonds – hier finden Sie Tests, Analysen, Wertentwicklungen.

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